Landgericht Hechingen

Eindrücke vom Landgericht

Das Landgericht Hechingen
Unterrichtsraum I im Gebäude der Staatsanwaltschaft

Hohenzollernburg und Minigolf

Eine Gruppe Menschen auf einem Minigolfplatz, in der Ferne die Hohenzollernburg auf einem Berg
Minigolfen mit dem Ausbildungsleiter

Nach meinem Examen in Würzburg zog ich für die Dauer meines Referendariats nach Tübingen. Da die Plätze am LG Tübingen heiß begehrt sind, landen viele der Bewerber/innen am ca. 30 km südlich liegenden LG Hechingen. Auch ich erhielt dort einen Platz und lernte sehr schnell die Vorteile des kleinen Landgerichts am Fuße der Burg Hohenzollern kennen.

Von Tübingen aus kann man gut mit dem Zug nach Hechingen pendeln (je nach Verbindung ca. 20-30 Minuten Fahrtzeit). Der Bahnhof liegt allerdings ca. 1,5 km vom LG entfernt, sodass man anschließend noch einen Bus nimmt. Da der Großteil unserer AG in Tübingen wohnt, bildeten sich aber auch schnell Fahrgemeinschaften mit dem Auto. Die Universitätsbibliothek in Tübingen ist gut mit Referendars-Literatur ausgestattet und man kann sich dort jede Menge Lehrbücher, Skripte und Kommentare ausleihen. Ein Ausweis für Nicht-Studierende kostet einmalig 10 Euro. Die „Referendars-Bibliothek“ am LG befindet sich noch im Aufbau.

Als ich im Einführungslehrgang der Zivilstation die anderen AG-Mitglieder traf, war ich sofort begeistert. Da wir in unserer AG nur 12 Leute sind, lernt man sich sehr schnell kennen. Die AG ist klein, der Zusammenhalt dafür umso größer! Wir haben Lerngruppen gebildet, waren zusammen Bowlen und Minigolfen und genießen ab und zu ein gemeinsames Feierabendbier. Der AG-Unterricht findet meist in einem schönen Saal der Staatsanwaltschaft statt. Regelmäßig müssen wir jedoch in andere Räumlichkeiten ausweichen, die sich in einem ehemaligen Bürogebäude befinden und in einem eher renovierungsbedürftigen Zustand sind.

Bei unserem Ausbildungsleiter Herrn Dr. Schmid ist man in sehr guten Händen. Er hat stets ein offenes Ohr und ist sichtlich am Wohlergehen und Erfolg der AG interessiert. Auch außerhalb der Unterrichtszeiten nimmt er sich die Zeit, um unseren Anliegen Gehör zu schenken. Die Ansprechpartnerin für die Einreichung von Urlaubsanträgen, Zuweisungsgesuchen, usw. ist die sehr hilfsbereite Frau Burkhart, die uns in jeder Angelegenheit zur Seite steht. Allgemein ist der Umgang mit den Mitarbeitenden am LG und bei der Staatsanwaltschaft sehr angenehm. Zum einen gibt es Richter/innen und Staatsanwält/innen, die selbst gerade erst ins Berufsleben gestartet sind und die sich noch gut in unsere Lage hineinversetzen können. Gleichzeitig hat man die Gelegenheit von der Erfahrung der „alten Hasen“ zu profitieren.

Für die Zivilstation wurden wir hauptsächlich Richter/innen am LG Hechingen zugeteilt. Trotz der geringen Größe des LGs erhielt hast jeder von uns einen eigenen Richter bzw. Richterin, sodass quasi ein 1:1 Betreuungsverhältnis gewährleistet werden kann.

Zu Beginn der Strafstation durchläuft man den Plädierkurs, um sich auf den Sitzungsdienst der Staatsanwaltschaft vorzubereiten. Durch die Staatsanwälte wurden wir bestens an diese neue Aufgabe herangeführt. Dafür sind wir auch in Kleingruppen an das AG Sigmaringen gefahren, um dort unseren ersten Sitzungsdienst im Beisein eines Staatsanwalts zu absolvieren. Das stellt keine Selbstverständlichkeit dar und war eine sehr große Hilfe für den Einstieg. Mit großem Einsatz und Geduld wurden alle möglichen Szenarien durchgesprochen und uns so die Aufregung vor dem Sitzungsdienst genommen. Für den Sitzungsdienst muss man auch mal an die Amtsgerichte nach Sigmaringen, Balingen oder Albstadt fahren. Es ist dabei definitiv von Vorteil, wenn man dafür ein Auto zur Verfügung hat, wenn man von Tübingen aus anreist. Dies wird bei der Erstellung des Sitzungsplans allerdings auch berücksichtigt. Während der Strafstation werden wir häufig zum Sitzungsdienst eingeteilt, aber auch im Anschluss an die Station besteht die Möglichkeit, gegen Entgelt weiterhin Sitzungsdienste für die Staatsanwaltschaft zu übernehmen. Des Weiteren wurde uns während der Strafstation auch die Teilnahme an einer Wohnungsdurchsuchung, ein Besuch der JVA Hechingen und eine nächtlichen Streifenfahrt bei der Polizei Albstadt ermöglicht.

Zusammenfassend kann ich ein Referendariat am LG Hechingen wärmstens empfehlen. Die Ausbilder/innen und Dozent/innen sind sehr bemüht und freundlich, das Betreuungsverhältnis stimmt und die Atmosphäre ist insgesamt sehr gut.

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